An der Nikolaus-Groß-Gemeinschaftsschule in Lebach wurden die Schüler*innen der E-Kurse aus Klasse 8 in diesen Tagen zu kleinen Unternehmer*innen. Im Rahmen des Projektes Schülerfirma durchliefen sie in vierzehn Tagen beispielhaft zentrale Abläufe von Unternehmensgründungen. „Das Tolle ist, man sieht, wie es wirklich ist. Dass man auch Geld verlieren kann und gut kalkulieren muss,” fasst Jannik Heinze aus der 8.1 seine Eindrücke dieses besonderen Lernangebotes zusammen. 

Bereits im Vorfeld hatten die Schüler*innen an einem Vorbereitungstag eine möglichst große Sammlung an Geschäftsideen zusammengestellt. Per Abstimmung waren dann die beliebtesten Produktideen gewählt worden. “Wir haben uns überlegt, was jeder mag und was sich gut verkaufen lässt,” erklärt Fynn Dillenburger aus der 8.1 das zielgruppenorientierte Vorgehen. Schließlich hatten sich die Schüler*innen zu kleinen Unternehmen gruppiert. Hierbei waren ihnen Überlegungen aus dem Personalwesen an die Hand gegeben worden. Tessa Britz aus der 8.3 berichtet davon, wie sie möglichst produktive Teams zusammengestellt haben: “Man kann ja nicht so gut mit jedem. Da haben wir uns zusammengetan, mit wem es gut passt, und mit denen, die das Produkt gut herstellen können.”  

 

 

Die Projektwochen selbst begannen dann mit einem Fokus auf Marketing und Kalkulation. In einem Workshop des emeritierten Saarbrücker Universitätsprofessor Ivica Maksimovic versuchten sich die Jugendlichen daran, an ihren Produkten das jeweils “Besondere” zu entdecken. Danach galt es, die Herstellungskosten möglichst genau zu berechnen und einen Preis festzulegen, der sowohl Gewinn verspreche als auch zum Kauf verleite.  “Eine Gruppe sticht hier besonders hervor. Sie hatten sich eigentlich entschieden, Kaugummi zu produzieren und zu vertreiben. Aber deren 10er Packung hätte 8€ kosten müssen, um kostendeckend zu sein. Da hatte ich schon Bauchweh, ob die Schüler*innen merken würden, dass das nicht geht. Aber wir haben sie bewusst machen lassen,” erzählt eine der Projektinitiator*innen Maike Kirsch. In der Tat merkte die Gruppe dann im Rahmen der Kalkulation, dass Kaugummis von ihnen nicht marktgerecht zu produzieren sein würde. Und konsequenterweise wechselten sie ihr Angebot zu Bonbons. Der späte Produktwechsel innerhalb der Kaugummi-Gruppe steht beispielhaft für die Bedeutung von Erfahrungslernen in den Schülerfirma-Projektwochen.  

Im nächsten Schritt hatten die Schüler*innen die Finanzierung und Beschaffung der benötigten Rohstoffe, Zutaten und Bauteile zu klären. Hier wählten verschiedene Gruppen unterschiedliche Ansätze. Eine Gruppe, die sich der Schmuckproduktion verschrieben hatte, bewarb sich bei unserem Förderkreis um eine Vorfinanzierung. Die Jugendlichen, die eine Mystery-Box mit internationalen Süßigkeiten vertreiben wollten, traten hingegen mit einer Selbsteinlage in Vorkasse. Auch den Einkauf erledigten die Jugendlichen in Eigenregie und teilweise bis in den Nachmittag hinein. Genau wie bei der späteren Produktion zeigte sich hier im hohen Engagement jedes Einzelnen die durch Identifikation mit dem eigenen Unternehmen besonders geförderte Motivation der Schüler*innen. 

 

 

Neben viel Handarbeit waren die Jugendlichen immer wieder von strategischen Entscheidungen gefordert. Wie viel würde denn wohl verkauft werden? Wie solle der Verkauf überhaupt abgewickelt werden? Wieder entwickelten die einzelnen Gruppen dazu ihre je eigenen Ideen. Die Schmuckgruppe etwa entschied sich für eine Mischung aus Produktion auf Vorbestellung und freiem Pausenverkauf. Für die Bestellannahme richteten sie eigens einen Instagram-Kanal ein.  

Als Förderung bekamen die Jugendlichen im Laufe der beiden Wochen immer wieder theoretische Inputs. Dazu gehörte neben dem Marketingworkshop eine Einführung ins Finanzwesen sowie ein Bewerbertraining. Hierbei kooperierte die NGS mit der LEVO-Bank und der Barmer Ersatzkasse. „Für die Schulverwaltung bedeuten diese Wochen jedes Jahr enormen organisatorischen Aufwand. Auch weil wir verschiedene externe Partner einbeziehen,” berichtet Schulleiter Andreas Hackert. “Aber durch das Schülerfirma-Projekt erhalten unsere Schüler*innen die Gelegenheit, auch mal eine Ahnung von Führungspositionen eines Unternehmens zu bekommen und Verantwortung zu übernehmen. Das ist der besondere Mehrwert gegenüber normalen Betriebspraktika.” 

Die Verkaufszahlen aller Gruppen zeigten schließlich den Erfolg der Bemühungen. Die angebotenen Produkte kamen in der Schulgemeinschaft gut an. Gleichzeitig wurde den “Kleinunternehmer*innen” deutlich, dass auch der logistische Aufwand einer eigenen Firma nicht zu unterschätzen ist.