Im November gastierte das Theater Sonni Maier aus Witten im Rahmen seiner Europatournee an unserer Schule. In der Michaelskapelle brachte die Künstlerin ein politisches Stück auf die Bühne, das unter dem Titel „Frieden – wie geht das?” aus der Perspektive einer fernen Zukunft auf Konflikte der heutigen Gegenwart zurückblickt und so Raum für eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem existenziellen Thema Krieg und Frieden eröffnet.
In Maiers Stück begegnet den Jugendlichen in einer fiktiven Kulisse eines Museums der Zukunft ein Alien, das über das plötzliche Ende der modernen westlichen Zivilisation 30.000 Jahre vor seiner Zeit rätselt. Überraschend ist für das Alien, dass es damals – also heute – weder Naturkatastrophen noch Meteoriten waren, die die Menschheit an den Rand des Abgrunds brachten – den außerirdischen Betrachter treibt die Frage um, ob die Menschen etwa so verrückt gewesen waren, sich selbst zu zerstören. Immer wieder wird im Laufe der Aufführung die sogenannte „vierte Wand“ durchbrochen, so dass sich überzeichnet angelegte Spielszenen, Musikeinlagen und Erklärungen auf Meta-Ebene abwechseln. Die Schauspielerin integriert dabei die Schüler*innen unmittelbar in den Dialog. Sie steuerten etwa ihre Gedanken dazu bei, warum Menschen in den Krieg ziehen und wie gezielte Manipulation die Bereitschaft zu Gewalt schüren kann.
In audiovisuell beeindruckenden Szenen wurde die Wirkung von Propaganda auf die Zuschauer*innen greifbar gemacht. Es gab Originaltöne von Kaiser Wilhelm bis George W. Bush, die die manipulative Macht politischer Reden und Kriegsrhetorik unterstrichen. Auch anhand aktueller Beispiele von Pressearbeit erlebten die Jugendlichen, wie emotional aufgeladene Berichterstattung, etwa zum Ukrainekrieg, Menschen beeinflussen kann. Kritisch wurde hinterfragt, wie Totschlagargumente das Nachdenken verhindern und warum es sich lohnt, auch vermeintlich feststehende Wahrheiten zu hinterfragen, wenn es darum geht, die Mechanismen von Kriegen zu entlarven.
Am Ende des Stücks stand die „Frage aller Fragen“: Wie lässt sich eigentlich Frieden schaffen? Hier bot das Theaterstück unseren Schüler*innen die sogenannte „4G-Formel“ an: In die Lage des Gegenübers versetzen, gute Gründe für dessen Standpunkt finden, eine gemeinsame Lösung anstreben und los gehen, um in Aktion zu treten. Und das sollten sie im Kleinen sofort in die Tat umsetzen. Die Jugendlichen erhielten eine Postkarte, auf der sie ihre Gedanken und Botschaften an eine Person, mit der sie gerade in Konflikt seien, richten konnten – und sollten darüber unmittelbar mit dieser ins Gespräch kommen.
Das Gastspiel von Sonni Meier – obgleich von manchen durchaus als schwere Kost empfunden – regte die Schüler*innen auf vielfältige Weise zum Nachdenken an. Das Friedenstheater war ein künstlerischer Beitrag zur Friedenserziehung an unserer Schule, der Kultur, kritisches Denken und Empathie miteinander vereint. Wir danken der Fachstelle Jugend des Bistums Trier, die uns die Aufführung finanziell ermöglichte.